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[Geschichte] Essay zu Mönchskonflikten erstellt
Signed-off-by: Jim Martens <github@2martens.de>
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\begin{document}
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\author{Jim Martens (6420323)}
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\title{Vorlesung Religiöse Konflikte im Mittelalter}
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\subtitle{Essay zu Mönchswesen und Klöstern}
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\date{1. Dezember 2018}
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\maketitle
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\section{Konfliktlösung der Gegenwart}
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Heutzutage werden unterschiedliche Meinungen in Demokratien gesetzlich geschützt.
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Auch die öffentliche Verneinung der Existenz einer wie auch immer gestalteten
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höheren Instanz ist möglich ohne Repression durch den Staat zu erfahren. Die
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institutionelle Repression von Religionen beschränkt sich auf rein religiöse
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Repressionen für Menschen, welche dieser Religion angehören. Der Papst kann
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weiterhin Katholiken exkommunizieren und sie von religiösen Handlungen ausschließen.
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Allerdings hat diese Exkommunikation keinerlei weltliche Bewandnis mehr und
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exkommunizierte Menschen könnten in der Theorie problemlos staatliche Ämter
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bekleiden.
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Der Prozess für Streitigkeiten ist ebenfalls klar geregelt in Form einer
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Zivil- und Strafprozessordnung im Rahmen einer unabhängigen Justiz. Ebenso gelten
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Menschenrechte auch in Klöstern und Misshandlungen auch im Rahmen religiöser Kontexte
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werden vor weltlichen Gerichten verhandelt.
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Der blutige Konflikt verschiedener Konfessionen innerhalb des Christentums ist
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ebenso beigelegt und es gibt regelmäßig ökumenische Gottesdienste.
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Selbstredend beziehe ich mich hier auf eine rechtsstaatliche Demokratie wie
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Deutschland. Auch ist dies der Idealfall. Die Missbrauchsskandale zeigen,
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dass wir auch hier von einem Idealzustand noch entfernt sind und die Positionen
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der katholischen Kirche zu Abtreibung und Homosexualität stellen einen modernen
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Konflikt dar zwischen weltlichem Verfassungsrecht wie den Menschenrechten
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auf der einen Seite und religiösen Überzeugungen auf der anderen Seite.
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Eine Auflösung dieses Konfliktes ist bislang nicht absehbar. Aufgrund von
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weiterhin bestehender Einwirkung gerade der katholischen Positionen auf die
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Politik hat diese Position auch einen Einfluss auf Menschen, welche nicht
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der katholischen Kirche angehören. Selbst der "Reform-Papst" Franziskus vermag
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dies nicht zu lösen. Denn hier geht es um die grundlegenden Lehren der Kirche,
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welche wenn überhaupt auf den Synoden/Konzilen überarbeitet werden können. Diese
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sehen aber (meines Wissens nach) bis heute keinen geregelten Prozess zur
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Überwindung von Konflikten vor. Im Zweifel wird es immer einige machtvolle
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Personen in der Kirche gegen Abtreibung und Homosexualität geben. In diesen
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Fällen ist ein Konsens also schwer möglich.
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\section{Mönchskonflikte}
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Asketische Lebensformen gab es bereits in der Antike. Ein Mönchtum entwickelte
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sich erst im 4. Jahrhundert. Dabei zogen sich Menschen bspw. in die Wüste zurück,
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um ein gottgefälliges Leben zu führen. Diese Art des Mönchtums war sehr
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egoistisch geprägt und es ging weniger darum für das Wohl anderer Menschen
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zu sorgen. Die monastische Lebensform begeisterte viele Leutes, sodass
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sich Einsiedlerkolonien bildeten. Aus diesen Kolonien entstand die Notwendigkeit
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einer Führungsperson. Mangels einer wirklichen beschlossenen Ordnung des
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Zusammenlebens wird dies mit Sicherheit zu dem einen oder anderen Konflikt
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geführt haben.
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Im weiteren Verlauf entstanden dann Klöster, bei denen es vielmehr um ein
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kollektives Leben geht. Dort gab es dann eine klare Hierarchie mit dem Abt bzw.
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der Äbtissin, welche nahezu absolute Kontrolle über die Mönche in ihrer Aufsicht
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hatten. Die Mönche dort befanden sich fast immer in der Gemeinschaft, hatten
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einen strikten Zeitplan und es muss eine nahezu militärische Disziplin vorgeherrscht
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haben.
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Beide Formen des Mönchtums begannen in Ägypten noch zu Zeit der Herrschaft des
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(west)römischen Reiches. Das christliche Mönchtum breitete sich fortan
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im Herrschaftsbereich des römischen Reiches aus. Es sind ebenso römische Berichte
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zu finden, welche abfällig über Einsiedler berichten.
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Im Widerspruch zu diesen Mönchsformen bildete sich auch eine Art Salonaskese,
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wo zwar auf Wiederheirat und Unterhaltung verzichtet wird, ansonsten aber ein
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annehmbarer Lebensstil geführt wird.
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Die Klöster bestanden weitgehend autark und das inkludiert die kirchlichen Hierarchien.
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Diese Unabhängigkeit hat nicht selten zu Konflikten mit den religiösen Autoritäten
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geführt. Zu dieser Zeit gibt es noch keine Ordnen, nur einzelne Klöster und Klöstergruppen.
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Regeltexte gab es ebenfalls noch nicht und Anweisungen wurden einzeln gegeben.
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Idealerweise richteten sich die Anweisungen dabei an den individuellen Fähigkeiten
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aus.
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Mit der Zeit wurde dann die Benediktregel entworfen. Diese besagt, dass bei
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Fehlverhalten der Abt entscheiden müsse, wie interveniert wird. Dies könne
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bspw. das Überzeugen der fehlerhaft handelnden Person sein, aber auch die Bestrafung
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dieser. Der Regeltext ist allerdings so allgemein gehalten, dass die tatsächlichen
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Abläufe im Kloster sich daraus nicht ergeben.
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Es ist jedoch sehr klar, dass der Abt die absolute Schlüsselstellung inne hat.
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Ihm ist die Fürsorge der Untergebenen zugeteilt, ebenso eine hohe Straf-
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und Normierungsgewalt. Er ist zugleich Stellvertreter Christi bzw. Gottes,
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übt ein Regime von Überwachung und Strafen aus und soll regelmäßig überprüfen,
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dass Mönche kein Privateigentum haben, außer Dinge, welche ihnen vom Abt
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gegeben wurden. Aus dieser starken Machtposition ergeben sich einige mögliche
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Konflikte.
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Zwar solle ein Abt vor einer Entscheidung alle anhören, die Entscheidung
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trifft aber allein der Abt und alle müssen sich unbedingt daran halten. Es ist
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also gar nicht vorgesehen, dass in einer Art Prozess Meinungsverschiedenheiten
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beigelegt werden.
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Vielmehr gibt es nach Auffassung der Benediktregel gar keine Konflikte,
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sondern nur Fehlverhalten, welches dann zu sanktionieren sei. Mögliche Sanktionen
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sind bspw. Ausschluss vom Gebet oder vom Essen. Die sanktionierten Personen
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sollen sich regelmäßig dem Abt zu Fuße werfen und um Gnade bitten.
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Weitere Konflikte entstehen dadurch, dass häufig die nicht-erstgeborenen
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Kinder von Adligen in Klöster gegeben werden, da sie nichts erben und sonst
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nur ein Machtrisiko für die erbenden Geschwister wären. Diese Übergabe
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an Klöster kann aber gegen den Willen der Kinder erfolgen. Kann jemand gezwungen
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werden Mönch zu bleiben, auch wenn keine aktive eigene Entscheidung für das
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Mönchtum vorlag? Ein gewisser Gottschalk ist aus einem Kloster abgehauen mit
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der Argumentation, dass er sich nie selbst für das Kloster entschieden habe.
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Der Abt war anderer Ansicht und ließ Gottschalk durch halb Europa verfolgen.
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Außerdem stellt sich natürlich die Frage, wie ein Abt zu dieser Position kommt.
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Dafür ist kein klares Verfahren geregelt. Er solle einmütig von allen gewählt werden,
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von einer klügeren Minderheit oder von außerhalb ausgewählt werden. Daraus
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ergeben sich zwangsläufig Konflikte, gerade vor dem Hintergrund, dass Äbte auf
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Lebenszeit gewählt werden.
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\section{Konflikte im Kontext}
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Im größeren Kontext der Entwicklungen des Mittelalters spielen Klöster
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und somit ihre Konflikte eine zentrale Rolle. Klöster haben Literatur
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gehütet und verbreitet, waren oftmals die einzigen Orte um das Lesen- und Schreiben
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zu lernen und konnten als Kollektiv große Reichtümer anhäufen. Mit der Zeit
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wurden viele Klöster zu Dienstleistern für professionelles Gebet und somit Ziel
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von großzügigen Spenden.
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Aufgrund von Unzufriedenheit mit dem Reichtum der Klöster gründeten sich dann
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auch Orden, die auch für die Gemeinschaft Armut vorschrieben, die sog. Bettelorden.
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Aufgrund ihrer Autarkie konnten diese Orden auch für die Kirche gefährlich werden,
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denn qua Definition lebten Mönche das gottgefälligste Leben. Starke Bettelorden
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widersprachen somit klar und deutlich der gelebten Praxis auch in der katholischen
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Kirche, welche unzählige Reichtümer anhäufte, jedoch für sich in Anspruch nahm
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für Gott zu sprechen. Wer war glaubwürdiger? Ein reicher Kardinal mit Ländereien
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und mächtiger Familie im Hintergrund (z.B. de Medici) oder ein armer Mönch?
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Diese Situation führte dann auch zu teilweisen Verboten von Bettelorden. Ebenso
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wurden diese aber auch zeitweise als Machtmittel des Papstes gegen Ortsbischöfe
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eingesetzt. Anders als die früheren Ordensgemeinschaften ließen sich Bettelorden
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bevorzugt in Städten nieder und ihre Mitglieder übten dort Priester- und Lehrtätigkeiten
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aus.
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\end{document}
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