2martens.de/_posts/2018-04-09-facebook.markdown

56 lines
3.7 KiB
Markdown

---
layout: post
title: "Statement zu Facebook"
date: 2018-04-09 17:00:00 +0200
categories: blog
---
Die jüngsten Skandale in Verbindung mit Facebook zeigen einmal mehr, warum übermäßige Sammlung
von Daten ein Problem darstellt und zwar sowohl bei Firmen als auch bei Staaten. Der Hamburger
Justizsenator Till Steffen ist kürzlich aus Facebook ausgetreten und auch der ehemalige
Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar war seinerzeit aus Facebook ausgetreten.
Von vielen politisch aktiven Menschen wird das Problem von Facebook durchaus anerkannt.
Gleichzeitig weisen viele von ihnen auf die "Alternativlosigkeit" von Facebook hin.
Dabei ist dies häufig ein Zirkelschluss. Facebook sei alternativlos, weil dort "die Menschen"
seien, also bleibt man selber dort und infolge dessen sind "die Menschen" bei Facebook, weil
dort die Infos zu finden sind.
Wie also aus dem Kreis ausbrechen? Für Parteien und politisch Aktive wird es mit Sicherheit
nicht unmittelbar möglich sein Facebook als Informationskanal den Rücken zu kehren. Allerdings
sollte es keine Facebook-exklusiven Infos geben und auch alternative soziale Netzwerke sollten bespielt
werden. Als solches ist zum Beispiel Diaspora zu nennen. Dort könnten Behörden, Parteien und
politisch Aktive ihre Homebase haben und zusätzlich Infos auf Facebook veröffentlichen. In jedem
Fall sollte aber auch eine Interaktion außerhalb sozialer Netzwerke möglich sein.
Für Diskussionen in geschlossenen Gruppen ist Facebook aber datenschutztechnisch ungeeignet.
Es gibt etliche Alternativen für Diskussionsplattformen, die für interne Diskussionen geeignet
sind und verwendet werden können. Zudem gilt hier nicht das Argument der Reichweite, da alle
Mitglieder einer geschlossenen Gruppe bspw. einer Partei über ihre politische Ausrichtung
miteinander verbunden sind. Die Partei könnte sich also entscheiden eine ggf. bereits
auf Facebook vorhandene Diskussionsgruppe in andere Medien zu verlagern. Gerade wenn
Mitglieder einer Partei aus Datenschutzgründen explizit nicht bei Facebook anzutreffen sind,
wie bspw. Till Steffen und Peter Schaar im Falle der GRÜNEN, sollten diese nicht gezwungen
werden Facebook zu haben, um an einer parteiinternen Diskussion teilnehmen zu können.
Parteien und politisch Aktive sind in der Verantwortung als Vorbilder voranzugehen und zu zeigen,
dass es auch abseits von Facebook gute Möglichkeiten zum Austausch gibt. In der gebotenen Zeit
kommen dann auch die Menschen, wenn sie merken, dass die "coolen Kids" eben nicht bei Facebook
sondern anderswo anzutreffen sind.
Was bedeutet das für mich persönlich? Ich werde auch weiterhin auf Facebook vertreten sein, allerdings
wie bisher Facebook nicht für private Kommunikation nutzen. Alle meiner Beiträge sind öffentlich,
denn jede\*r kann und soll sie lesen. Es ist aber nicht als Diskussionsplattform gedacht. Daher
kann auch nur ich auf meiner Pinnwand schreiben. Ich werde Facebook also gezielt benutzen, um
meine Beiträge auf meiner Website zu verbreiten und Menschen auf politische Inhalte aufmerksam zu
machen.
Gleichzeitig hoffe ich darauf, dass endlich netzpolitisches Verständnis in den Reihen der
Politiker\*innen Einzug erhält und sie sich endlich nicht mehr von den Konzernen und schönen
Hochglanzbroschüren von Marketingabteilungen über den Tisch ziehen lassen. Es braucht endlich
Interoperabilität, sodass Nutzer\*innen auf Facebook mit Nutzer\*innen auf Diaspora kommunizieren
können. Dies würde zu einem Kreislauf führen, indem nur noch datenschutzfreundliche Unternehmen
eine Chance hätten Nutzer\*innen auf ihren Netzwerken zu behalten. Alle anderen würden ziemlich
rasant die Nutzer\*innenbasis verlieren. Denn niemand gibt freiwillig Daten ab, wenn sie anderswo
die gleiche Leistung ohne diese Datenabgabe erhalten können.