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title: "Eine Progressive Agenda für Deutschland"
date: 2016-12-02 18:00:00 +0200
date: 2016-12-04 18:00:00 +0200
categories: politics
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@ -717,38 +717,149 @@ Insgesamt ergibt sich die Forderung nach einer bedarfsgerechten Ausfinanzierung.
## Steuer- und Finanzpolitik
Kommen wir zur Steuer- und Finanzpolitik.
Im Bereich der Steuerpolitik laufen viele Dinge falsch. Die Mittelschicht ächzt
und der Steuerlast und eine Steuer nach der anderen wird eingeführt. Selbst die
zur Finanzierung der Flotte im Ersten Weltkrieg eingeführte Sektsteuer existiert
bis heute. Gleichzeitig ist Steuerhinterziehung zu einem Hobby für multinationale
Konzerne und Superreiche geworden. Dem Staat entgehen darum jedes Jahr Millionen
bis Milliarden an Steuereinnahmen. Der Bundesrechnungshof mahnt seit Jahren an,
dass es in Deutschland zu wenig Steuerfahnder*innen gibt und die vorhandenen zu
schlecht ausgebildet bzw. ausgestattet sind.
- mehr Steuerfahnder
- Steueroasen austrocknen
- Geld nach Hause bringen und Steuerschlupflöcher rigoros schließen
- Steuerhinterziehung radikal verfolgen mit drakonischen Strafen (über 50% des
unversteuerten oder unterversteuerten Geldes wird eingezogen)
- Firmen, die Steuern hinterziehen, bekommen keine staatliche Förderung (mehr),
werden nicht für Ausschreibungen berücksichtigt und erscheinen auf einer
Liste der Unternehmen, die mittelbar die Bürger*innen um Geld betrügen
- stärkere Bankenaufsicht
- Finanztransaktionssteuer
- Finanzwirtschaft muss wieder Dienstleister der produzierenden Wirtschaft werden
Viele der in vorigen Bereichen angesprochenen Maßnahmen werden Geld kosten.
Einiges davon lässt sich durch Umverteilung der Ausgaben erreichen (Beispiel
Grundeinkommen), während anderes (Bildungskonzept) durchgehend massive Mehrmittel
benötigt. Der erste Schritt ist daher die Zahl der Steuerfahnder*innen massiv zu
erhöhen, denn momentan rechnen sich alle zusätzlichen Steuerfahnder*innen und bringen
erheblich mehr Steuergelder ein als sie kosten. Ergänzend zu dieser Forderung
soll Steuerhinterziehung in großem Stil endlich so verfolgt und bestraft werden,
wie dies entsprechend der Schwere der Tat angemessen ist. Das gesamte am Fiskus
vorbeigeschleuste Geld soll als Bestrafung in einer Weise besteuert werden, dass
am Ende weniger Geld übrig bleibt, als wenn es gleich korrekt der Steuer zugeführt
worden wäre. Dadurch wird Steuerhinterziehung unattraktiv, denn durch die höhere
Entdeckungswahrscheinlichkeit wird das finanzielle Risiko einfach größer als der
zu erwartende Nutzen.
Nach den ersten High-Profile-Fällen vor Gericht wird dies zu einem Umdenken
führen und somit auch die Gerechtigkeit im Land erhöhen.
Zusätzlich zur Bestrafung der Täter soll auch energisch an der Austrocknung
von Steueroasen gearbeitet werden. Dabei sollen sowohl ausländische als auch
inländische Steueroasen bekämpft werden. Soweit nötig soll dafür auch das Bankgeheimnis
bekämpft werden, welches disproportional den Superreichen und Großkonzernen nutzt.
Zum Erreichen dieses Ziels soll mit anderen Ländern zusammengearbeitet werden.
Da sich einige Großkonzerne sicherlich nicht freiwillig dazu entschließen werden
ihr Geld in Deutschland zu versteuern, sollen härtere Bandagen angelegt werden.
Wenn Steuerhinterziehung von Firmen durch Steuerfahnder ermittelt wird, dann
werden diese umgehend von allen Ausschreibungen ausgeschlossen und verlieren
alle Steuerermäßigungen und sonstige Deals.
Außerdem werden die Namen dieser Unternehmen bis zur Versteuerung der Gelder
auf einer Liste der hinterziehenden Unternehmen veröffentlicht. Zusätzlich
soll es eine Gegenüberstellung aller hinterzogenen Geldmittel mit exemplarischen
Projekten geben, die deswegen nicht finanziert werden können.
Doch nicht nur strafbare Steuerhinterziehung ist ein Problem. Auch legale
Steuervermeidung geht es zu bekämpfen. Von den bislang legalen Möglichkeiten
können größtenteils reiche Personen und multinationale Konzerne profitieren.
Um diese Möglichkeiten zu verbauen soll das Steuerrecht vereinfacht werden und
eine Konsolidierung von mehreren Steuern erwogen werden. Dies ändert nicht
zwangsläufig die Steuermenge, reduziert aber den Gesetzestext und die Bürokratie.
Auch sollen Kapitaleinkünfte endlich in gleichem Maße besteuert werden wie
Lohn- und Gehaltseinkünfte.
Es muss wieder an frühere Zeiten in Bezug auf Banken angeknüpft werden und eine
strikte Trennung zwischen klassischem Bankgeschäft und Spekulation gezogen
werden. Ebenfalls darf keine Bank so groß sein, dass sie im Krisenfall nicht auch
pleite gehen kann. Im Zweifelsfall müssen Banken zerschlagen werden. Landesbanken
dürfen sich nicht an Spekulationen beteiligen.
International muss sich Deutschland für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer
für Spekulationen stark machen. Nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus
der EU wird Frankfurt als Börsenstandort noch wichtiger werden. Vor dem Hintergrund
ist Deutschlands Position in dieser Angelegenheit essentiell zu einer flächendeckenden
Einführung einer solchen Steuer. Diese würde zudem das Endkundengeschäft nicht
tangieren.
Schlussendlich muss die Finanzwirtschaft wieder Dienstleister der produzierenden
Wirtschaft werden.
Zusammenfassend ergeben sich diese Forderungen:
* massiv Steuerfahnder*innen einstellen
* rigorose Verfolgung von großer Steuerhinterziehung
* Nachbesteuerung von vorher unversteuerten oder unterversteuerten Geldmitteln
in einer Weise, dass korrekte Versteuerung von Beginn an merkbar günstiger
wäre
* steuerhinterziehende Firmen von Ausschreibungen und Steuerermäßigungen bzw.
anderweitigen Deals ausnehmen
* Veröffentlichung der Namen hinterziehender Firmen auf einer Liste
* Gegenüberstellung von hinterzogenen Mitteln mit deswegen nicht finanzierbaren
Projekten
* Vereinfachung des Steuerrechts (bspw. Konsolidierung der Steuern)
* strikte Trennung zwischen klassischem Bankgeschäft und Spekulation
(wieder-)einführen
* Einführung einer Finanztransaktionssteuer auf Spekulationsprodukte
## Klimapolitik
- 5% der Profite aller großen DAX-Unternehmen (Top 50-100) gehen in einen Fond
- der finanziert Innovationsprojekte für saubere Energie (u.a. neuartige Speichertechniken,
Transporttechnologien, effiziente Energiegewinnung) und soll bezahlbare Technologien
hervorbringen
- 5% der Profilte aller großen DAX-Unternehmen (Top 50-100) gehen in einen Fond
- dieser wird zur Bekämpfung von Klima-Altlasten verwendet (Rückbau von Atomkraftwerken,
Dekontamination von verseuchten Böden, Einbau von Filterung in bestehende
klimaschädliche Anlagen, etc.)
- diese beiden Punkte gelten bis keine fossile Energie mehr produziert wird bzw.
alle Altlasten beseitigt sind
- es erzeugt daher einen Anreiz möglichst innovativ zu sein, um den Zeitraum schnell
zu erreichen
Die Klimapolitik ist die Alternativloseste von allen. Denn hierbei geht es um
nicht weniger als die Fortexistenz der Menschheit. Die wissenschaftlichen
Befunde sind eindeutig: Klimawandel existiert, ist in hohem Maße durch den Menschen
verursacht und die Zeit etwas zu tun läuft uns davon. Daher muss zeitnah und
mutig gehandelt werden, um die Herausforderung zu meistern und den Klimawandel
zu bekämpfen bevor sogenannte Tip-of-Points erreicht werden, ab denen Kettenreaktionen
den Klimawandel verstärken.
- Umsetzung des Klimaabkommens von Paris und Übertreffen der Commitments
- Streichung aller Subventionen an Unternehmen, die fossile Brennstoffe produzieren
- kein Fracking erlauben
- Kohle-Steuer einführen, die die Umweltzerstörung durch fossile Brennstoffe einpreist
und somit angesichts der (zu erwartenden) Klimaschäden zu einem faireren Wettbewerb führt
Vor dem Hintergrund der enormen Anstrengungen, die nötig sein werden, ergeben
sich drastische Schritte. 5% der Profite der 50 größten DAX-Unternehmen sollen
in einen Fond gehen, der Innovationsprojekte für saubere Energie finanziert.
Dies können neuartige Speichertechnologien, Transporttechnologien, Technologien
zur effizienten Energiegewinnung oder ähnliche Projekte sein. Die hervorgehenden
Technologien sollen bezahlbar sein. Diese Regelung bleibt in Kraft bis keine
fossile Energie mehr produziert wird in Deutschland und zuverlässig 100% des
Strom- und Wärmebedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.
Weitere 5% der Profite derselben Unternehmen gehen in einen weiteren Fond. Die
Mittel dieses Fonds werden zur Bekämpfung von Klima-Altlasten verwendet, wie
bspw. dem Rückbau von AKWs, der Dekontamination von verseuchten Böden oder dem
Einbau von Filtertechnologien in noch bestehende klimaschädliche Anlagen. Die
Regelung bleibt in Kraft bis alle Altlasten beseitigt sind.
Beide Punkte erzeugen einen Anreiz möglichst innovativ zu sein und schnellstmöglich
die Energiewende zu schaffen.
Diese Maßnahmen dienen auch zur Erreichung der Ziele des Klimaabkommens von Paris
und sollen dazu geeignet sein die dort vereinbarten Ziele sogar zu übertreffen.
Es sollen alle Subventionen an Unternehmen, die fossile Brennstoffe produzieren,
gestrichen werden. Ebenfalls soll Fracking verboten sein.
Es soll eine Kohlesteuer eingeführt werden, die die Umweltzerstörung
durch fossile Brennstoffe einpreist und somit überhaupt erst zu einem annähernd
fairen Wettbewerb führt. Im Gegenzug sollen Unternehmenssteuern an anderer Stelle
gesenkt werden, sodass das Steueraufkommen nahezu identisch bleibt. Dadurch werden
hauptsächlich die Unternehmen getroffen, die am meisten für die Zerstörung der
Umwelt verantwortlich sind.
Um die Klimaziele zu erreichen, dürfen ferner keinerlei fossile Projekte mehr
genehmigt werden und bestehende sind schnellstmöglich zu beenden.
Zusammenfassend ergeben sich diese Forderungen:
* 5% der DAX Top 50 Profite in Fond zur Finanzierung von Innovationsprojekten
für saubere Energie
* 5% der DAX Top 50 Profite in Fond zur Bekämpfung von Klima-Altlasten
* Stop aller Subventionen an fossile Brennstoffe produzierende Unternehmen
* generelles Verbot von Fracking
* Einführung einer Kohlesteuer - Ausgleich durch Steuersenkung für Unternehmen
an anderer Stelle
* Genehmigungsstopp für neue Projekte zur Förderung fossiler Energien
## Abschließende Worte
Diese Agenda ist kein detailliertes Regierungsprogramm. Sie umfasst die allgemeine
Agenda für die Gesellschaft und essentielle Bestandteile dieser. Allerdings
ist es auch klar, dass es erheblich mehr Politikfelder gibt, als die hier
Abgebildeten. Es kann daher sein, dass einzelne Details nicht erwähnt sind. Dies
tut der Agenda jedoch keinen Abbruch, denn sie bietet eine gute Übersicht über
die Richtung, die Deutschland gehen sollte.