Einschätzung zu StuPa-Wahl erstellt

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title: "Einschätzung StuPa-Wahl"
date: 2018-01-20 10:00:00 +0200
categories: politics
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Die Wahl zum Studierendenparlament 2018/19 ist mit der Auszähl- und Wahlparty
am 19. Januar, welche bis in die frühen Morgenstunden reichte, beendet worden.
Im Folgenden werde ich die Ergebnisse präsentieren und einordnen. Dies werde
ich explizit als Einzelperson tun und alles hier Geschriebene ist nicht als
offizielle Meinung von CampusGrün zu interpretieren.
## Ergebnisse
| Liste | Stimmen | Sitze | Prozent |
|-------|---------|-------|---------|
Die LISTE | 291 (-18) | 2 | 4,76% (-0,49%)
Bier und Glühwein [..] (BGZM) | 54 (-38) | 0 (-1) | 0,88% (-0,68%)
CampusGrün | 1253 (-141) | 10 (-1) | 20,49% (-3,2%)
SDS\* | 358 (-75) | 3 (-1) | 5,85% (-1,51%)
Juso HSG | 522 (+132) | 4 (+1) | 8,53% (+1,9%)
RCDS | 504 (-17) | 4 | 8,24% (-0,61%)
Campus LINKE (ehem. HWP-Liste) | 262 (+200) | 2 (+1) | 4,28% (+3,23%)
Unicorns | 436 (-23) | 3 (-1) | 6,75% (-1,05%)
WiWi | 339 (+90) | 3 (+1) | 5,53% (+1,3%)
Schöne Zeiten | 277 (neu) | 2 (neu) | 4,55% (neu)
UKEler vereint! (siehe unten) | 443 (-27) | 3 (+1) | 7,24% (-0.75%)
Die Grünen | 112 (neu) | 1 (neu) | 1,93% (neu)
Liberale Hochschulgruppe | 118 (-66) | 1 | 1,93% (-1,2%)
Liste LINKS | 254 (-52) | 2 | 4,15% (-1,05%)
harte zeiten | 132 (-10) | 1 | 2,08% (-0,33%)
Jura-Liste | 108 (-17) | 1 | 1,77% (+0,22%)
MIN-Liste | 392 (+45) | 3 | 6,41% (+0,51%)
AlleLeute-Liste | 33 (neu) | 0 (neu) | 0,54% (neu)
Alternative Linke | 118 (-160) | 1 (-1) | 1,95% (-2,77%)
Studium und Job | 21 (neu) | 0 (neu) | 0,34% (neu)
Campus Cannabis | 110 (-4) | 1 | 1,80%
Die Campus LINKE wurde mit der HWP-Liste verglichen und die UKEler vereint! mit
der Mediziner*innen-Liste und Mediziner-Liste.
Enthaltungen: 6 (-3)
Ungültige: 21 (-35)
Gültige Stimmen: 6100 (+215)
## Koalitionsrechenspiele
Die primäre Frage nach einer StuPa-Wahl ist immer, welche Koalitionen für den
AStA möglich sind. Dabei gibt es die außergewöhnliche Situation, dass der
amtierende AStA noch aus dem Jahr 2016 stammt, da es in der Legislatur
2017/18 nicht gelungen ist eine stabile Mehrheit für einen neuen AStA zu finden.
Ich werde im Folgenden einmal die amtierende AStA-Koalition aufführen und ansonsten
weitere rechnerisch mögliche Koalitionen, die auch inhaltlich potentiell möglich
sein könnten.
Das aktuell amtierende AStA-Bündnis aus SDS\*, CampusGrün, Unicorns und Alternative
Linke kommt nur noch auf 17 Sitze. Hinzu kommen Konflikte zwischen SDS\* auf der
einen und Unicorns und Alternative Linke auf der anderen Seite. Basierend auf
Aussagen während des Wahlkampfs erscheint eine Neuauflage dieses Bündnisses unter
Hinzunahme weiterer Partner\*innen (mindestens 7 Sitze) als aussichtslos.
Welche sonstigen Konstellationen gibt es dann und wie sind diese politisch
einzuordnen? Dies lässt sich am einfachsten durch inhaltlich verwandte Blöcke
darstellen. Daher werde ich zunächst diese auflisten.
| Block | Sitze |
|-------|-------|
Liste Links, harte zeiten, SDS\* | 6
Unicorns, Alternative Linke, Campus Cannabis, Schöne Zeiten | 7
UKEler vereint!, Juso HSG | 7
RCDS, LHG, Jura-Liste, Campus LINKE | 8
MIN, WiWi | 6
CampusGrün | 10
Die Grünen | 1
Die LISTE | 2
### Mitte-Links
In dieser Übersicht wäre also ein Bündnis aus CampusGrün, Unicorns, Alternative
Linke, Campus Cannabis, Schöne Zeiten, UKEler vereint und der Juso Hochschulgruppe
mehrheitsmäßig denkbar. Dieses Bündnis käme auf 10 + 7 + 7 = 24 Sitze. Basierend
auf den Selbsteinschätzungen der Listen, deren Wahlprogrammen und bisherigen
Aktionen könnte dieses Bündnis als Mitte-Links eingeordnet werden.
Gerade in Bezug zur Juso HSG wäre abzuwarten, wie kritisch sie gegenüber der
Hamburger SPD agieren möchte bzw. kann. Bei Schöne Zeiten fehlen Erfahrungswerte,
um ihre proklamierten Inhalte mit den Tätigkeiten in der Realität zu vergleichen.
Inhaltliche Punkte eines solchen Bündnisses könnten diese sein (nicht abschließend):
- emanzipatorische Studienreform (RPO oder vergleichbar) auf Uniebene
- Ausfinanzierung der Universität einfordern (Schuldenbremse in (aktueller Form)
ein Problem, Rotstiftbündnis in Hamburg aufleben lassen)
- Verbesserung der Situation im Ü35
- Tarifvertrag für studentische Angestellte einfordern
- sozialverträgliche Reform der HVV-Ticketpreise insgesamt
- elternunabhängiges BaföG
- Demokratisierung der Universität (Einführung 3. Ebene begleiten)
- Bekämpfung von Diskriminierung jedweder Art
- Nachhaltige Entwicklung befördern (Umsetzung der SDGs an der Uni Hamburg)
- Foyerproblematik lösen
- nicht-kommerzielles Freiraumfestival auf dem Campus organisieren
- gegen jeden Antisemitismus (keine Kooperation mit BDS)
- Digitalisierung der Lehre kritisch begleiten
- für Sanierung von Unigebäuden einsetzen
### Mitte-Rechts
Ebenso wäre eine RCDS/JuSo-Koalition möglich. Diese bestünde aus RCDS, LHG,
Jura-Liste, Campus LINKE, UKEler vereint, der Juso HSG, MIN, WiWi, der LISTE
und den Grünen. Dieses Bündnis käme auf 8 + 7 + 6 + 2 + 1 = 24 Sitze. Die
Campus LINKE wird dem RCDS-Block zugerechnet, da diese personell eine Fortsetzung
der HWP-Liste ist und diese in der Legislatur 2017/18 defacto mit dem RCDS
in einem Bündnis war. Ein solches Bündnis wäre als Mitte-Rechts einzuordnen.
In dieser Konstellation würden sich definitiv nicht linke Aspekte der Jusos
durchsetzen und der AStA wäre hauptsächlich ein Service-AStA mit wenigen
inhaltlich erkennbaren Punkten. Viele notwendige und progressive Schritte
könnten auf diese Weise liegen bleiben. Die UKEler vereint würden sich vermutlich
auf reine Medizininteressen beschränken. Es ergäbe sich aber eine klare linke
Opposition.
Basierend auf den Wahlprogrammen könnten sich diese Punkte wiederfinden:
- CampusCard (vmlt. ohne Rücksicht auf Datenschutz)
- kommerzielles Campus Open Air
- für Sanierung von Unigebäuden einsetzen
- Foyerproblematik lösen
- gegen jeden Antisemitismus (keine Kooperation mit BDS)
- bessere Finanzierung der Universität einfordern (notfalls auf Kosten anderer
sozialer Träger in der Stadt, Schuldenbremse kein Problem)
- unkritische Förderung von Digitalisierung der Lehre
### Erweiterung bisherige Koalition
Rein rechnerisch wäre auch eine Koalition aus Campus Grün, SDS\*, Unicorns,
AL, Campus Cannabis, Schöne Zeiten unter Tolerierung von Liste Links, harte zeiten
und der LISTE möglich. Diese käme auf 10 + 3 + 7 = 20 (Kern-AStA) bzw.
20 + 3 + 1 = 24 Sitze (inkl. Tolerierung). Diese Konstellation ist allerdings
sehr unwahrscheinlich aufgrund der tiefen Gräben zwischen SDS\*, harte zeiten
und Liste Links auf der einen und den anderen Listen auf der anderen Seite.
## Fazit
CampusGrün hat als stärkste Fraktion (10 Sitze) eindeutig die Wahl gewonnen und
damit den Auftrag einen AStA zu bilden. Eines ist aber klar: Wenn CampusGrün
ein hier geschildertes Mitte-Links Bündnis nicht einmal erwägt, dann ist ganz
schnell ein RCDS-Bündnis im AStA und ob das angesichts der vielen anliegenden
Probleme wirklich förderlich wäre, ist zu bezweifeln. Allerdings ist auch
erkennbar, dass es die Jusos und UKEler vereint sind, die letztlich die Entscheidung
darüber treffen, welches Bündnis möglich werden kann. Denn sie sind aus machtpolitischen
Gründen durchaus in der Lage sowohl mit CampusGrün als auch mit dem RCDS in einen
AStA zu gehen.
Ein hier geschildertes Mitte-Links Bündnis müsste also in einer Weise gestrickt
werden, dass nicht im Laufe der Legislaturperiode einfach ein Seitensprung
gemacht wird.
Es wird auch deutlich, dass jedes dieser Bündnisse nur ganz knapp die absolute
Mehrheit hat und daher eine hohe Anwesenheitsdisziplin vonnöten sein wird, damit
die Sitzungen des Parlaments beschlussfähig sind ohne Abhängigkeit von der Opposition.
Mindestens für das StuPa-Präsidium MUSS das hier geschilderte Mitte-Links Bündnis
erwogen werden, um ein mehrheitlich rechtes Präsidium zu verhindern. Die Folgen
eines solchen rechten Präsidiums lassen sich ja aktuell beobachten.
Im Übrigen bedeutet dieses Mitte-Links-Bündnis NICHT, dass nicht weiterhin
inhaltliche Anträge mit SDS\*, harte zeiten und Liste Links in das StuPa
eingebracht werden können.
Schließlich muss bei einer solchen Verhandlung klar sein, dass CampusGrün keinen
AStA machen wird, wo sich CampusGrün inhaltlich nicht wiederfindet.