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Protokoll Geschichte Lateinamerika 17. Mai 2017
# 0-9 min
- was für Selbstzeugnisse von Sklaven in Lateinamerika gibt es?
- Bild stark geprägt von Selbstzeugnissen von Sklaven der USA
- letzte Sitzung ging es um Ursula de Jesus und Sor Juana Ines de la Cruz
- inwiefern sind Erscheinungen von Ursula Auseinandersetzungen mit der Gesellschaft,
in der sie lebt
- es ist eine ambivalente Haltung; zum Teil affirmativ, zum Teil die Ordnung
in Frage stellend
# 10-19 min
- Sor Juana gehört zur Elite von Neu-Spanien
- Elite in Mexico-Stadt ebenbürtig mit Elite in Madrid
- Juana fragt, welche Rolle die Frauen in der Gesellschaft spielen
- ihre Haltung ist eindeutig: Frauen sollen eine wichtige Rolle spielen in
weltlichen Fragen
- Elite in Lateinamerika nicht aus Abstammung, sondern klösterlich oder materiell
- vor der bürgerlichen Frauenbewegung des 19. Jhd. gibt es bereits emanzipierte
Frauen der Oberschicht
- Kritik von Sor Juana ist eine Kritik von oben
- Kolumbus' Projekt ist ein Handelsprojekt
- Logbuch des Kolumbus beschreibt die Gebiete als reich und zum Handel geeignet
- Karibik ist im 15. Jhd. für Spanien nahezu uninteressant
- einheimische Bevölkerung stirbt nahezu komplett aus durch europäische Krankheiten
- auf dem Festland sieht es anders aus
- Gold und Silber waren Gründe für Kolonisierung Lateinamerikas
- Zucker ändert die Geschichte Amerikas
- Zucker ist quasi weißes Gold
- in den Gebieten, wo die Bevölkerung überlebt, kann kein Zucker angebaut werden
- in den Zuckeranbaugebieten gibt es keine Bevölkerung
# 20-29 min
- es werden daher Menschen für den Anbau benötigt
- in Europa gibt es kaum "verfügbare" Menschen
- daher werden Sklaven aus Afrika nach Amerika transportiert
- mit Sklaven werden nur rentable Produkte angebaut
- auf einigen Karibikinseln wird nur Zucker angebaut und Nahrungsmittel werden
importiert
- der Zucker ist also Startpunkt für Sklavenhandel
- insgesamt kommen 9.599.000 Sklaven vom 16.-19. Jhd. nach Amerika
- im 18. und 19. Jhd. kommen die meisten Sklaven nach Amerika
- die Aufklärung ist die Zeit der Hochphase des Sklavenhandels
- unter Robespierre wurde der Sklavenhandel kurzfristig beendet
- die erste Abschaffung ist von Haiti, wo Sklaven sich erheben
- die religiösen Fundamentalisten sind gegen den Sklavenhandel und setzen sich
im frühen 19. Jhd. durch
- im brit. Nordamerika kommen nur 361.000 Sklaven an (knapp 3% der gesamten Menge)
- knapp 34-40% der Sklaven kommen in die Karibik
- die Karibik ist ein schlechter Ort zum Leben (für Sklaven und Europäer)
- hohe Mortalitätsrate der Sklaven
# 30-39 min
- 40% der Sklaven kommen nach Brasilien
- Mortalitätsrate der Sklaven und Europäer in Brasilien nicht ganz so hoch wie
in der Karibik, aber weit höher als in den USA
- 1850 beschließt das britische Parlament, dass die Royal Navy in brasilianische
Häfen einfahren darf
- die Drohung reicht aus, damit Brasilien den Sklavenhandel einstellt
- Sklavenhandel war ein Geschäft für alle Kontinente
- europäische Firmen organisierten den atlantischen Sklavenhandel
- i.d.R waren es Kapitalgesellschaften (mehrere Firmen legten Geld zusammen)
- Waren wurden gekauft
- Schiff wurde gechartert
- in Afrika wurden Sklaven gekauft
- Bezahlung der Sklaven in Amerika verzögert sich häufig 1-2 Jahre
- etwa 10% der Sklaven starben auf der Überfahrt
- für die damalige Zeit gar nicht so schlecht
- in BallinStadt wurden Auswanderer aus Osteuropa untergebracht, bevor sie
nach Amerika fuhren
- viele junge und arme Männer sind geflohen
- wurden dort im "nicht-Lager" untergebracht
- Desinfektion und Waschen war möglich
- große Gefahr auf Überfahrten waren Krankheiten
# 40-49 min
- Schiffsarzt verstand kaum etwas von Medizin
- kranke Menschen wurden über Bord geworfen
- Menge an Menschen auf dem Schiff hatte keinen Einfluss auf Mortalität
- 1860 sind fast alle Sklaven in den USA in den USA geboren
- Anteil der freien Schwarzen bleibt ab 1810 weitgehend konstant und nimmt
eher ab
- Sklaverei wird weiter verschärft
- Eigentümer können Sklaven später in einigen Staaten nicht einmal mehr freigelassen
werden
- in Kuba geht der Anteil der Sklaven nach Ende des Handels zurück
- viele Sklaven fliehen
- es wird diskutiert, ob die Haftbevölkerung der USA eine Form der Sklaverei ist
# 50-59 min
- Sklaverei in den USA wurde durch den Bürgerkrieg abgeschafft
- allerdings war das nicht primär
- die Kernfrage war, ob die USA ein Staatenbund oder ein Bundesstaat ist
- das Ergebnis des Bürgerkriegs war, dass die USA ein Bundesstaat ist und Sklaverei
daher auf Bundesebene abgeschafft werden kann
- in vielen lateinamerikanischen Staaten, wo die Sklaverei keine große Rolle spielete,
wird die Sklaverei mit der Unabhängigkeit abgeschafft
- erster Schritt war in Brasilien und Kuba die Abschaffung der Vererbung der
Sklaverei
- insgesamt war zuerst die Abschaffung des atlantischen Sklavenhandels,
dann das Ende der Vererbung der Sklaverei und schließlich das Ende der Sklaverei
- in den USA wurden Sklaven in Steinhäusern untergebracht
- Wachstum der Sklaven durch Geburt in den USA hängt von guten materiellen Bedingungen
ab
- vor dem Bürgerkrieg gibt es Jahrzehnte der Propaganda gegen die Sklaverei
- in den 1850er und 1860er Jahren war die Frage der Sklaverei eine große Diskussion
in der US-amerikanischen Öffentlichkeit
- Teil der Bewegung gegen Sklaverei waren die slave narratives
# 60-69 min
- slave narratives sind buchlange Erzählungen des eigenen Lebens
- Ursprünge liegen in den captivity-narratives und der Erlösungsliteratur
- slave narratives hauptsächlich im 19. Jhd., Vorläufer im 18. Jhd.
- slave narratives
- Frederick Douglass 1845 (A Narrative of the life of Frederick Douglass, an
American Slave)
- Solomon Northup 1853 (Twelve Years a Slave)
- Harriet Jacobs 1861 (Incidents in the Life of a Slave Girl)
- Harriet Beecher Stove 1852 (Uncle Tom's Cabin) - kein Slave narrative
- gilt als DER Anti-Sklaverei-Roman des 19. Jhd.
- (Ex-)Sklave ist Erzähler = Mensch und Autor seines Lebens
- Sklave kann sich bilden
- Sklaverei ist moralisch schlecht und unnatürlich
- Beispiele
- Trennung von Mutter und Kindern
- Trennung von Eheleuten
- ungerechtfertigte Bestrafungen
- moralischer Verfall der Herren
- Christen sind gegen Sklaverei
- slave narratives zeigen Menschlichkeit der Sklaven
- es gibt Sklaven in Lateinamerika, die gegen Verkauf klagen, weil sie von ihrem
Ehepartner getrennt werden
# 70-79 min
- slave narratives gibt es in den USA, weil Sklaverei so fest institutionalisiert
ist
- über eine Debatte soll politische Mehrheit organisiert werden
- in Lateinamerika gibt es die Debatte nicht, weil sich Eliten einig sind,
dass Sklaverei abgeschafft werden soll
- es geht dort nur um Zeitpunkt der Abschaffung
- in Brasilien gibt es kein funktionierendes Staatswesen, welches die Sklaverei
erzwingen kann
- in den USA kann der Staat die Sklaverei durchsetzen
- Genres der slave narratives in Lateinamerika nie entstanden
- drei Werke, die in die Nähe kommen
- Esteban Montejo / Miguel Barnet "El Cimarron", Havanna 1966
- passt in die Erzählung der kubanischen Revolution
- Mahommah Gardo Baquaqua, "Biography", Detroit 1854
- Text wurde von US-Amerikanern verfasst
- für US-amerikanisches Publikum erstellt
- basiert auf Unterhaltungen mit Baquaqua
- Juan Francisco Manzano, London 1840, Havanna 1937
- Erstveröffentlichung kein Text für Kuba
- von kubanischem Sklaven geschrieben
- Autor von Gedichten seit seiner Jugend
- 1835 Verfassen der Autobiografie
- 1836 Freiheit
- 1840 Publikation auf Englisch
- 1844-45 Gefängnis wegen einer vermeintlichen Verschwörung
- von del Monte freigekauft
- sehr nah an Sprechfassung
- unvollständige Autobiographie (45-50 Seiten)
- zweiter Teil verloren?
- Themen
- gute Herrin
- grausame Strafen (teilweise sehr monoton)
- seine besondere Rolle (Sohn des Besitzers seiner Mutter)
# 80-89 min
- es gibt aktuell drei Fassungen des Werkes
- Autobiografie de un esclavo, Madrid 1975
- The autobiography of a slave = Autobiografie de un esclavo, Detroit 1996
- jüngste von 2007
- Manzano wurde neu entdeckt
- seine Mutter war Dienerin mit besonderer Position
- als "Kind" der Herrin groß geworden
- er wurde mit 6 Jahren in die Schule geschickt
- mit 10 Jahren beginnt er das Handwerk des Schneiders
- mit 12 Jahren diktiert er aus dem Gedächtnis Gedichte
- Ende der glücklichen Kindheit nach Tod der Besitzerin