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Protokoll Geschichte Osteuropa 1. WK 8. Mai 2017
Die "Chance" nationaler Minderheiten
Die Nutzung
Der Missbrauch
# 0-9 min
- Beschäftigung mit Propaganda in letzter Sitzung
- Zusammenfassung der letzten Sitzung
- nationale Komponente bereits 1914 zweischneidiges Schwert
- bis auf Österreich-Ungarn waren alle Staaten Vielvölkerstaaten
- Frankreich und UK hatten Randbereiche mit Menschen, die sich nicht als Franzosen/Briten verstanden,
aber als solche verwendet wurden
- 1914 Hochphase der Entstehung von nationalen Identitäten
- Unterdrückung von Nationen finde nur beim Gegner statt
- Nationalisierungsprozess das ganze 19. und 20. Jahrhundert hindurch
- gegen große Widerstände und nicht abgeschlossen
- erster Gipfel nationaler politischer Bestrebungen im Vorfeld des 1. WK
- zweiter Gipfel in den 1930er Jahren
# 10-19 min
- "demokratischer" Nationalismus
1) Die Nation umfasst alle Bewohner des nationalen Territoriums; denn alle
haben den gleichen Anspruch auf Menschen- und Bürgerrechte.
2) Alle Mitglieder der Nation sind berechtigt und sollen befähigt sein, an
deren politischer Kultur teilzuhaben und die Solidarität der Nation zu erfahren;
dazu beizutragen, sind alle gleichermaßen verpflichtet.
3) Eine Nation hat das Recht auf politische Selbstverwaltung innerhalb ihres
Territoriums; das Prinzip der Volkssouveränität soll die Norm der Staaten sein.
4) Alle Völker haben ein gleiches Recht auf Existenz, auf Nationsbildung und
auf Selbstbestimmung innerhalb ihres Siedlungsgebiets.
- hat bis auf Balkankriege und Krieg von Italien gegen Österreich kaum eine
Rolle gespielt
- "integraler" Nationalismus
"eine kämpferische antimodernistische Sammlungsbewegung von rechts, die eine
qualitativ andere Nation im Visier hatte, eine Nation, die nicht mehr auf
Menschenrechte und Gleichberechtigung gegründet sein sollte, sondern auf ein
elitär verstandenes Volkstum. Die Feinde der Nation befanden sich für diesen
Nationalismus vor allem innerhalb der nationalen Grenzen. Obwohl er zu einer
nationalen Sammlungsbewegung aufrief..."
- antimodernistisch problematisch
- hat vor dem 1. WK kaum eine Rolle gespielt
- inklusiver bzw. exklusiver Nationalismus
inklusiv: schließt alle politischen und kulturellen Gruppen ein und entwickelt
damit eine integrierende Wirkung; vergrößert die eigene Gruppe
exklusiv: Abgrenzung zu anderen Staaten und Nationen, Überhöhung der eigenen
nationalen Elemente; verkleinert die eigene Gruppe
- alle am 1. WK beteiligten Staaten sahen sich legitimiert, da sie jemanden
"befreien" wollten
- die zu "Befreienden" wollen vielleicht gar nicht befreit werden
- eine solche "Befreiung" sorgt auch dafür, dass die zu "befreienden" Gruppen
in ihren aktuellen Staaten zu Feinden erklärt werden
# 20-29 min
- Reichskanzler Bethmann-Hollweg erklärt, dass die Deutschen sich über ihr
Unrecht bewusst waren
- seltenes Eingeständnis von Schuld
- Ernst Jünger meint, die Völkerrechtsnormen hätten im Sinne einer
pangermanischen Befreiungsideologie interpretiert werden müssen
- Befreiungsideologie wird nie für die eigene Nation in Anspruch genommen
- jede kriegsführende Nation sieht sich als frei
- nur Russland wollte die Russen in Galizien befreien und damit die eigene Nation
- bis heute werden Völkerrechtsbrüche mit scheinbar höherem Rechtsgut rationalisiert
- i.d.R. geht es um andere Minderheiten, die befreit werden sollen
# 30-39 min
- Aufruf zur polnischen Unabhängigkeit
- russischer Teil des polnischen Teilungsgebiet wird als unfrei verkauft
- österreichischer Teil wird als Land der Freiheit verkauft
- Erklärung der Verbindung mit österreichischer Armee
- polnische Bevölkerung trete den Legionen bereitwillig bei
- für polnische Unabhängigkeit, Österreich besetzt polnisches Land aus
Großmachtinteressen
- Österreich kämpfe für die polnische Sache
- 1914 hat Österreich kein Interesse an Krieg mit Russland
- nach Angriff auf Österreich durch Russland hat österr. Generalstab vor die
Ukrainer gegen die Russen zur Revolution zu bringen
# 40-49 min
- Ermordung von Potocki durch Myroslav Scynskyj
- Letzterer wurde 2013 in Ukraine geehrt
- Österreich hat Probleme mit polnischen und ukrainischen Nationalisten
- es gibt Aufruf auf russischer Seite, gerichtet an die Polen in Russland
- geschrieben in Russisch und Polnisch (Letzteres eigentlich verboten)
- geht um die "frohe Botschaft", normalerweise für Evangelium verwendet
- russisch-polnischer Teil soll sich mit den anderen Teilen verbinden
- sie sollen unter der Herrschaft des russischen Zaren stehen
- die frohe Botschaft ist die Kontrolle ganz Polens durch Russland
- nach der Eroberung soll es Freiheit geben und Selbstverwaltung
- rechteste polnische Partei stellt sich auf die Seite Russlands
# 50-59 min
- russischer Aufruf erhielt größere Zustimmung auch außerhalb des russischen
Bereichs
- Beginn des integralen Nationalismus (Zusammenhang slawischer Völker vs. größere
Unterdrückung durch Russland)
- bis zur Einnahme von Warschau durch die Mittelmächte gab es pro-russische
Stimmung in Warschau
- es kommt zur Gründung eines polnischen Nationalkommittees im russischen Bereich,
welches sich pro Zarenrreich ausspricht
- Bewegung von österreichischer Seite wolle zunächst die Legionen von Österreich,
um sich nach der Einnahme des russischen Bereichs Polens von Österreich zu
emanzipieren
# 60-69 min
- es gibt ein deutsches Schreiben zur Befreiung der Juden in Russland
- die Zionisten in Deutschland wenden sich an Ludendorff und Hindenburg, um
die Juden in Russland gegen Russland zu agitieren
- nur auf die Juden in den zu besetzenden Gebieten sei Verlass
- es geht um eine "frohe Botschaft"
- es wurde eine Zeitschrift in Hebräisch und Jiddisch verfasst, von der es 2
Nummern gab
- unklar, ob die Zeitschrift wirklich abgeworfen wurde
- Deutsche kamen in Polen nicht sonderlich voran
- im deutschen Heer hat sich Einstellung breitgemacht, dass die Juden sich nicht
genügend für die Kriegszwecke der Deutschen einsetzen würde
- antijüdische Kräfte gewannen die Oberhand
- es fand die sog. "Judenzählung" statt
- die Deutschen sollten positiv gegenüber den Juden gestimmt werden
- der Effekt war jedoch gegenteilig: die grenznahen Juden wurden ins Innere
des russischen Reiches deportiert
# 70-79 min
- Zionisten wandten sich zunächst an Deutschland, weil Osmanisches Reich
Verbündeter Deutschlands war und in deren Gebiet Palästina lag
- Nach Einnahme Palästinas durch die Entente-Kräfte wandten sie sich an
Großbritannien
- führte zur Erklärung von Belfast: Garantie eines jüdischen Staates
- bereits 1914 kämpften die großen Staaten mit anderen Mitteln als mit Waffen
- vergessener Krieg an der Kaukasusfront
- in dem Zusammenhang ist der Völkermord an den Armeniern durch das Osmanisches
Reich passiert
# 80-89 min
- Vorbereitungen Russlands durch 1. WK bis zum Bosporus vorzurücken
- erst Oktober 1914 begann Kriegszustand zwischen Russland und osmanischem Reich
- Russland musste 1877 alle europäischen Eroberungen abgeben, die kaukasischen
Eroberungen konnten behalten werden
- 1914 war Russland auf der gleichen Seite wie Frankreich und UK und ging davon
aus, dass Eroberung des Osmanischen Riechs über Kaukasus durch Russland möglich
war
- Russland sah sich als Schutzmacht für die orthodoxen Christen im Osmanischen
Reich
- Frankreich war Schutzmacht der katholischen Kirche
- Armenier gehörten auch zu den orthodoxen Christen für die Russen im Jahr 1914
- Russland sah sich als Schutzmacht für Armenier