diff --git a/geschichte/sitzungsprotokoll-20190624-kalterkrieg.tex b/geschichte/sitzungsprotokoll-20190624-kalterkrieg.tex new file mode 100644 index 0000000..4083701 --- /dev/null +++ b/geschichte/sitzungsprotokoll-20190624-kalterkrieg.tex @@ -0,0 +1,143 @@ +\documentclass[10pt,a4paper,oneside,ngerman,numbers=noenddot]{scrartcl} +\usepackage[T1]{fontenc} +\usepackage[utf8]{inputenc} +\usepackage[ngerman]{babel} +\usepackage{amsmath} +\usepackage{amsfonts} +\usepackage{amssymb} +\usepackage{bytefield} +\usepackage{paralist} +\usepackage{gauss} +\usepackage{pgfplots} +\usepackage{textcomp} +\usepackage[locale=DE,exponent-product=\cdot,detect-all]{siunitx} +\usepackage{tikz} +\usepackage{algpseudocode} +\usepackage{algorithm} +\usepackage{mathtools} +\usepackage{hyperref} +\usepackage[german=quotes]{csquotes} +%\usepackage{algorithmic} +%\usepackage{minted} +\usetikzlibrary{automata,matrix,fadings,calc,positioning,decorations.pathreplacing,arrows,decorations.markings} +\usepackage{polynom} +\polyset{style=C, div=:,vars=x} +\pgfplotsset{compat=1.8} +\pagenumbering{arabic} +%\def\thesection{\arabic{section})} +%\def\thesubsection{(\alph{subsection})} +%\def\thesubsubsection{(\roman{subsubsection})} +\makeatletter +\renewcommand*\env@matrix[1][*\c@MaxMatrixCols c]{% + \hskip -\arraycolsep + \let\@ifnextchar\new@ifnextchar + \array{#1}} +\makeatother +\parskip 12pt plus 1pt minus 1pt +\parindent 0pt + +\DeclarePairedDelimiter\abs{\lvert}{\rvert}% +\DeclarePairedDelimiter{\ceil}{\lceil}{\rceil} + +\newenvironment{myitemize}{\begin{itemize}\itemsep -9pt}{\end{itemize}} % Zeilenabstand in Aufzählungen geringer + +%switch starred and non-starred (auto-size) +\makeatletter +\let\oldabs\abs +\def\abs{\@ifstar{\oldabs}{\oldabs*}} +\makeatother + +\hypersetup{ + colorlinks, + citecolor=black, + filecolor=black, + linkcolor=black, + urlcolor=black +} + +\MakeOuterQuote{"} + +\begin{document} +\author{Jim Martens (6420323)} +\title{Vorlesung Kalter Krieg} +\subtitle{Konflikt entsteht} +\date{24. Juni 2019} +\maketitle + +\section{Erholung versus Demontage} + +Direkt nach dem Krieg waren alle Alliierten für eine Demontage Deutschlands. In den USA hat sich diese Meinung +aber schnell geändert: Europa sollte sich fortan erholen; zu diesem Zweck wurde der Marshall-Plan entworfen. +Offiziell hieß das Programm "European Recovery Program" und umfasste \$13,4 Milliarden; das entspricht circa \$134 +Milliarden in der heutigen Zeit. Davon hat die Bundesrepublik Deutschland nur \$1,4 Milliarden bekommen, Frankreich +\$2,8 Mrd und das Vereinigte Königreich \$3,4 Mrd; das deutsche Wirtschaftswunder kann daher schlecht alleine +auf den Marshall-Plan zurückgeführt werden. Zudem besteht die Hilfe hauptsächlich aus Wirtschaftsgütern, die +in den USA produziert wurden; das Programm war somit auch ein Konjunkturprogramm für die US-Wirtschaft. + +Die Sowjetunion bekam Ende Juni 1947 auch das Angebot sich am Marshall-Plan zu beteiligen, entschied sich kurz +darauf aber dagegen; sie untersagte auch allen Staaten im sowjetischen Einflussbereich daran teilzunehmen. Die +Vertreter\*innen der Tschechoslowakei mussten zurückfahren. Die Sowjetunion vertrat weiterhin eine Politik der +Demontage und protestierte gegen den Politikwechsel bei den USA; Frankreich war ebenfalls weiter an Demontage +interessiert, mussten unter Druck der USA dann aber der Erholung Deutschlands zustimmen. + +Die Position der Sowjetunion war gedeckt durch die Beschlüsse der Konferenzen von Jalta und Potsdam. Der alliierte +Kontrollrat wurde Ende Juli 1945 eingesetzt und sollte Deutschland einstimmig regieren; zu den Aufgaben zählten +die Aufhebung von Nazi-Gesetzen, eine gemeinsame Organisation der Verwaltung, die Entnazifizierung und +Demontage und Reparation; eine Erholung war nicht Teil der Aufgaben. Insofern änderte sich die Position der +USA zu dem Kontrollrat und die Sowjetunion bestand ohne Erfolg darauf die Absprachen einzuhalten. + +Das Vereinigte Königreich hatte enorme wirtschaftliche Probleme in Folge des Krieges, Kolonien wurden unabhängig +und Lebensmittel waren bis 1954 rationiert. In diesem Umfeld wurde die britische Zone und die us-amerikanische +Zone zur Bi-Zone vereinigt; Frankreich schloss sich erst 1947 an und bekam dafür das Saargebiet als Entschädigung. +In der Folge wurde der Sowjetunion verboten Reperationen aus der Westzone zu bekommen. + +\section{Risse bilden sich} + +Die USA ist ein föderaler Staat; formal war dies die Sowjetunion auch, aber faktisch wurde zentral in Moskau +entschieden. Für Deutschland wollte die Sowjetunion eine zentrale Verwaltung. Frankreich ist selber zentral +organisiert, wollte für Deutschland aber genauso wie die USA keine zentrale Führung. + +In ihrem Einflussbereich annektierte die Sowjetunion die Gebiete, welche ihr im Hitler-Stalin-Pakt zugeschrieben +worden waren; außerdem sorgte sie für homogenisierte Staaten in ihrem Einflussbereich. Sie versuchte Europa +sicher zu machen, dazu gehörte ein schwaches Deutschland; dies stand im Widerspruch zur US-Politik der +Erholung. Auch wollte sie eine provisorische deutsche Zentralregierung schaffen und Deutschland demokratisieren. +In der Ostzone wurde im April 1946 die KPD und die SPD zwangsvereinigt unter der Führung der KPD. + +Im März 1948 trafen sich die Westalliierten und die Benelux-Staaten zur Sechs-Mächte-Konferenz: Am 6. März +wurde das Kommuniqué veröffentlicht, welches eine enge Verbindung der Wirtschaftsräume in Westdeutschland mit +dem Rest von Europa vorsah; am 17. März gründete das Vereinigte Königreich ein Militärbündnis mit Frankreich und +den Benelux-Staaten; am 20. März verließ die Sowjetunion den alliierten Kontrollrat. + +\section{Währungsreform und Grundgesetz} + +Im Juni 1948 wurde ein Deutschland-Kommuniqué veröffentlicht: Die deutschen Ministerpräsidenten bekommen die +Vollmacht eine verfassungsgebende Versammlung einzuberufen, die Verfassung soll eine föderative Regierungsform +festschreiben und die Rechte und Freiheiten der Individuen garantieren. Diese Forderungen richteten +sich klar gegen die Sowjetunion ohne deren Namen zu nennen, denn diese wollte eine zentrale Verwaltung. + +Wenige Tage nach dem Kommuniqué wurde in Westdeutschland eine Währungsreform durchgeführt. Zwar hatte der +alliierte Kontrollrat sich für eine Währungsreform ausgesprochen, dies sollte aber zu einem unbestimmten Zeitpunkt +weit in der Zukunft stattfinden. Die Sowjetunion wurde durch diese Reform überrascht und hatte sich nicht +darauf eingestellt; die Reichsmark im Westen wurde nicht eingesammelt und somit befürchtete die Sowjetunion einen +Run von Westdeutschen auf die Ostzone. Sie sah sich gezwungen ebenfalls eine Währungsreform durchzuführen: +alte Reichsmarkscheine wurden lediglich überdruckt. Aufgrund der Politik der Demontage konnte mit der Ostmark fast +nichts gekauft werden, die Deutsche Mark genoss im Vergleich deutlich mehr Vertrauen. +Die Währungsreform in Westen war allerdings auch nicht perfekt: Alle bekamen die gleiche Menge Bargeld, +immaterielle Vermögensgegenstände wie Wohnungen blieben aber bei ihren Eigentümern; somit war die Reform +insbesondere zugunsten der Reichen und Wohlhabenden. + +Die Sowjetunion blockierte Berlin und wollte wohl die Westalliierten zwingen sich an Absprachen zu halten, +diese protestierten gegen die Blockade; im Sommer 1948 trafen sich die Militärgouverneure und im Oktober +beschäftigte sich der UN-Sicherheitsrat mit der Thematik. Schließlich wurde im November/Dezember 1948 die +Trennung von West- und Ostberlin zementiert: die Verwaltung wurde gedoppelt, die Freie Universität Berlin entsteht. +Am Ende bekommt die Sowjetunion lediglich dieses Zugeständnis: Berlin bleibt unter Kontrolle der vier Mächte; +dies wurde am 14. Mai 1949 im kleinen Besatzungsstatut festgelegt, am 23. Mai 1949 tritt das Grundgesetz in Kraft. + +\section{Fazit} + +Die USA haben sich von den Absprachen der Roosevelt-Regierung entfernt, die Sowjetunion bleibt bei diesen. +Naiv gesehen läge die "Schuld" des Kalten Krieges somit bei den USA, allerdings hat die Sowjetunion mit dem +Rücktritt aus dem Kontrollrat und der Blockade Berlins ebenso taktische Fehler begangen und ihren Teil zum Konflikt +beigetragen. + +\end{document}