mirror of https://github.com/2martens/uni.git
[Geschichte] Text zu Denkmal fertiggestellt
Signed-off-by: Jim Martens <github@2martens.de>
This commit is contained in:
parent
36357ae768
commit
63649fbd4b
|
@ -60,20 +60,20 @@
|
|||
\begin{document}
|
||||
\author{Jim Martens (6420323)}
|
||||
\title{Geschichte eines Hamburger Denkmals}
|
||||
\subtitle{"Pferdestall" am Allendeplatz 1}
|
||||
\subtitle{"Pferdestall" am Allendeplatz 1 und Umgebung}
|
||||
\date{3. Dezember 2016}
|
||||
\maketitle
|
||||
|
||||
Der heutige "Pferdestall" am Allendeplatz 1 beinhaltet das soziologische Institut,
|
||||
die Pony-Bar und auch die T-Stube. Das Gebäude, welches früher dem Von-Melle-Park
|
||||
mit der Hausnummer 15 zugeordnet war, ist in einer Weise die ausgestreckte Hand
|
||||
der Universität hinein in das Grindelviertel. Auf der anderen Seite des nach dem
|
||||
früheren chilenischen Präsidenten Salvador Allende benannten Allendeplatzes steht
|
||||
ein ehemaliger Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Früher hieß der Platz
|
||||
Bornplatz und verband den "Pferdestall" mit der ehemaligen Synagoge am Bornplatz.
|
||||
Die Synagoge wurde am 9. November 1938 in der Reichspogromnacht niedergebrannt.
|
||||
Heute befindet sich an ihrer Stelle ein Platz, auf dem die Grundrisse der Synagoge
|
||||
zu sehen sind.
|
||||
die Pony-Bar und auch die T-Stube. Das Gebäude, welches zwischenzeitlich dem
|
||||
Von-Melle-Park mit der Hausnummer 15 zugeordnet war, ist in einer Weise die
|
||||
ausgestreckte Hand der Universität hinein in das Grindelviertel. Auf der anderen
|
||||
Seite des nach dem früheren chilenischen Präsidenten Salvador Allende benannten
|
||||
Allendeplatzes steht ein ehemaliger Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg.
|
||||
Früher hieß der Platz Bornplatz und verband den "Pferdestall" mit der ehemaligen
|
||||
Synagoge am Bornplatz. Die Synagoge wurde am 9. November 1938 in der Reichspogromnacht
|
||||
niedergebrannt. Heute befindet sich an ihrer Stelle ein Platz, auf dem die Grundrisse
|
||||
der Synagoge zu sehen sind.
|
||||
|
||||
Über den Grindelhof ist der "Pferdestall" innerhalb weniger Gehminuten mit der
|
||||
großen Grindelallee und damit einer der Hauptverkehrsachsen Hamburgs verbunden.
|
||||
|
@ -86,8 +86,46 @@ Nach den Entwürfen von Wilhelm Göhre wurde 1908 der heutige "Pferdestall" erba
|
|||
Allerdings war das Gebäude nicht als Universitätsgebäude geplant, denn damals
|
||||
existierte die Universität Hamburg noch nicht einmal. Erst 1919 wurde sie gegründet
|
||||
und erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Campus am Von-Melle-Park erbaut.
|
||||
TODO:
|
||||
Stattdessen war das Gebäude damals tatsächlich ein Pferdestall.
|
||||
|
||||
Stattdessen wurde das Gebäude nach dem Vorbild des königlich-preußischen Marstalls
|
||||
in Berlin errichtet. Es diente einem Fuhrunternehmen zur Unterbringung des
|
||||
Wagenparks und knapp 200 Pferden. Zwei Jahrzehnte später (ungefähr 1928-1930)
|
||||
ging das Gebäude in Staatsbesitz über und wurde seitdem von der Universität genutzt.
|
||||
Entlang dem Gebäude verlief die Beneckestraße und war wohl über die Fläche des
|
||||
heutigen Von-Melle-Parks mit der Schlüterstraße verbunden.
|
||||
|
||||
Auf der linken Seite des Gebäudes befanden seit 1895 sich bis zur Zerstörung im
|
||||
Zweiten Weltkrieg die Gebäude Beneckestraße 2, 4 und 6. Sie beheimateten im Laufe
|
||||
der Jahre die Beratungsstelle für Jüdische Wirtschaftshilfe, die Verwaltung des
|
||||
Jüdischen Religionsverbandes und des Bezirks Nordwestdeutschland der Reichsvereinigung
|
||||
der Juden in Deutschland, die Bibliothek und Lesehalle der Gemeinde, verschiedene
|
||||
jüdische Jugendverbände und das Jüdische Alters- und Pflegeheim. Ab 1942 mussten
|
||||
diese Häuser als sogenannte "Judenhäuser" dienen und ein Jahr später auch als
|
||||
Deportationsstätten. Die Gestapo deportierte in 7 Transporten mehr als 400 Menschen
|
||||
nach Auschwitz und Theresienstadt.
|
||||
|
||||
Im Hof des Gebäudes Beneckestraße 4 befand sich die 1895 geweihte
|
||||
Neue-Dammtor-Synagoge. In ihr wirkten die Rabbiner Dr. Max Grunwald (1895-1903),
|
||||
Dr. Abraham Löwenthal (1903-1917) und Dr. Paul Holzer (1923-1938). Paul Holzer
|
||||
wurde 1938 von den Nazis gezwungen Hamburg zu verlassen.
|
||||
Auch die Neue-Dammtor-Synagoge wurde während der Reichspogromnacht geschändet,
|
||||
konnte aber Anfang 1939 wiederhergerichtet und genutzt werden. Im Juni 1943 wurde
|
||||
sie von der Gestapo beschlagnahmt und am 27. Juli 1943 durch Bomben zerstört.
|
||||
|
||||
Erst seit der Wiedervereinigung erinnern Gedenktafeln an das Schicksal dieser
|
||||
Gebäude und die Geschichte hinter ihnen und den dort lebenden Menschen. Anhand
|
||||
der Bebauung des Von-Melle-Parks, an dessen Stelle vor dem Zweiten Weltkrieg
|
||||
mit Sicherheit ein Teil des Grindelviertels stand, wird die Geschichtsträchtigkeit
|
||||
des Ortes ansonsten wenig deutlich. Ein Großteil eines Stadtteils wurde im Krieg
|
||||
zerstört und nur die Stolpersteine auf dem Universitätsgelände erinnern daran, dass
|
||||
auf der Fläche des heutigen Hauptcampus der Universität Hamburg einst das jüdische
|
||||
Leben in Hamburg pulsierte.
|
||||
|
||||
Das Gebäude der Talmud-Tora-Gesamtschule blieb erhalten, wurde aber erst 2004
|
||||
wieder der jüdischen Gemeinde in Hamburg übergeben. Der östliche Teil des ehemaligen
|
||||
Bornplatzes wurde 1989 nach Joseph-Carlebach benannt. Er war seit 1936 der
|
||||
Oberrabbiner der Deutsch-Israelitischen Gemeinde und wurde am 26. März 1942
|
||||
von den Nationalsozialisten im Wald von Bikernieki bei Riga ermordet.
|
||||
|
||||
|
||||
|
||||
|
|
Loading…
Reference in New Issue