From 3faaa73c3445d3d4cb7cce8c465aa142d761ff3c Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Jim Martens Date: Fri, 13 Jul 2018 13:07:08 +0200 Subject: [PATCH] [Geschichte] Sitzungsprotokoll zur Mittelmeer VL erstellt Signed-off-by: Jim Martens --- .../sitzungsprotokoll-20180604-mittelmeer.tex | 168 ++++++++++++++++++ 1 file changed, 168 insertions(+) create mode 100644 geschichte/sitzungsprotokoll-20180604-mittelmeer.tex diff --git a/geschichte/sitzungsprotokoll-20180604-mittelmeer.tex b/geschichte/sitzungsprotokoll-20180604-mittelmeer.tex new file mode 100644 index 0000000..47e67fb --- /dev/null +++ b/geschichte/sitzungsprotokoll-20180604-mittelmeer.tex @@ -0,0 +1,168 @@ +\documentclass[10pt,a4paper,oneside,ngerman,numbers=noenddot]{scrartcl} +\usepackage[T1]{fontenc} +\usepackage[utf8]{inputenc} +\usepackage[ngerman]{babel} +\usepackage{amsmath} +\usepackage{amsfonts} +\usepackage{amssymb} +\usepackage{bytefield} +\usepackage{paralist} +\usepackage{gauss} +\usepackage{pgfplots} +\usepackage{textcomp} +\usepackage[locale=DE,exponent-product=\cdot,detect-all]{siunitx} +\usepackage{tikz} +\usepackage{algpseudocode} +\usepackage{algorithm} +\usepackage{mathtools} +\usepackage{hyperref} +\usepackage[german=quotes]{csquotes} +%\usepackage{algorithmic} +%\usepackage{minted} +\usetikzlibrary{automata,matrix,fadings,calc,positioning,decorations.pathreplacing,arrows,decorations.markings} +\usepackage{polynom} +\polyset{style=C, div=:,vars=x} +\pgfplotsset{compat=1.8} +\pagenumbering{arabic} +%\def\thesection{\arabic{section})} +%\def\thesubsection{(\alph{subsection})} +%\def\thesubsubsection{(\roman{subsubsection})} +\makeatletter +\renewcommand*\env@matrix[1][*\c@MaxMatrixCols c]{% + \hskip -\arraycolsep + \let\@ifnextchar\new@ifnextchar + \array{#1}} +\makeatother +\parskip 12pt plus 1pt minus 1pt +\parindent 0pt + +\DeclarePairedDelimiter\abs{\lvert}{\rvert}% +\DeclarePairedDelimiter{\ceil}{\lceil}{\rceil} + +\newenvironment{myitemize}{\begin{itemize}\itemsep -9pt}{\end{itemize}} % Zeilenabstand in Aufzählungen geringer + +%switch starred and non-starred (auto-size) +\makeatletter +\let\oldabs\abs +\def\abs{\@ifstar{\oldabs}{\oldabs*}} +\makeatother + +\hypersetup{ + colorlinks, + citecolor=black, + filecolor=black, + linkcolor=black, + urlcolor=black +} + +\MakeOuterQuote{"} + +\begin{document} +\author{Jim Martens (6420323)} +\title{Vorlesung Das Mittelmeer: Ein Binnenmer als globale Drehscheibe im Mittelalter} +\subtitle{Vorlesungsprotokoll vom 4. Juni 2018} +\date{4. Juni 2018} +\maketitle + +\section{Rahmenbedingungen des Ersten Kreuzzugs} + +In der Zeit vor dem Ersten Kreuzzug gab es keine großen stehenden Heere und daher +auch keine Logistik für die Versorgung entsprechender Truppen. Fernab der Heimat +wurde häufig geplündert, um sich zu ernähren. Der Erfolg von militärischen Kampagnen +hing daher stark von örtlichen Begebenheiten ab. + +In diesem Zusammenhang sind im Grunde drei machtpolitische Faktoren besonders +relevant. Die Expansion der Seldschuken veränderte die nahöstlichen Machtverhältnisse, +die mediterranen Verhältnisse wurden durch das Auftreten der Normannen neu +geordnet und die Entwicklung des byzantinischen Reiches spielte eine wesentliche +Rolle. + +Das byzantinische Reich sah sich als legitime Nachfolge des antiken römischen +Reichs. Die lateinischen Kaiser dagegen nahmen diese Nachfolge für sich in +Anspruch. Byzanz hielt die lateinischen Kaiser für unterlegen. Faktisch +sah die Situation im 11. Jahrhundert jedoch anders aus. Nach dem Tode des +Kaisers Basileus II im Jahre 1025 befand sich das Reich in einer Krise. Seit +der Mitte des 11. Jahrhunderts gab es zudem kleinere Grenzkonflikte im Balkan +und mit den Seldschuken im nordöstlichen Kleinasien. +In der gleichen Zeit erhebt Byzanz Anspruch auf Süditalien und Sizilien. General +Georgios Maniakes landete in Sizilien und heuerte Normannen aus der Familie +Hauteville als Söldner an. Es gab militärische Erfolge, die Kampagne scheiterte +letztlich jedoch an innerbyzantinischen Streitigkeiten. Der Kaiser zweifelte +an der Loyalität des Generals, berief ihn ab, wodurch die militärische Präsenz +von Byzanz zusammenbrach. Die Normannen hingegen blieben auf Dauer. +Der Konflikt mit den Seldschuken breitete sich aus und in der Schlacht von Manzikert +im Jahre 1071 verlor Byzanz das anatolische Hochland. Byzanz war zur Regionalmacht +verkommen und das Reich der Rum-Seldschuken wurde etabliert. Der Regierungssitz +der Seldschuken befand sich in der früheren Kaiserresidenz in Nizäa und damit +in der Nähe Konstantinopels. + +Die Seldschuken waren auch an anderer Front erfolgreich. Sie besiegten das +Abbasidenreich und konfrontierten die Fatimiden in Syrien und Ägypten. Letztlich +stabilisierte sich die Front in einer Weise, dass sie im Bereich der Levante +verlief, letztlich also im Bereich der zukünftigen Kreuzfahrerstaaaten. + +Die Normannen etablierten sich als starke Macht in Süditalien. Es fanden +Eroberungen durch Robert Guiscard statt. Der Enkel von Robert Guiscard begründete +später das Königreich Süditalien. In den 1080er Jahren griff Robert Guiscard +zusammen mit seinem Sohn das byzantinische Reich auf dem Balkan an. Das byzantinische +Reich schloss ein Bündnis mit Venedig zum Schutz vor den Normannen. + +Unter Alexios Komnenos wurde das byzantinische Reich reorganisiert und konnte +sich selbst behaupten. Die fatimidische und seldschukische Herrschaft war +in den 1090ern instabil. Im Jahr 1095 richtete Alexios ein Hilfeersuchen +an den Papst Urban II mit der Bitte Söldner für den Krieg gegen die Seldschuken +zu schicken. + +\section{Erster Kreuzzug} + +Der Papst rief in Clermont zum Kreuzzug auf. Allerdings handelte es sich um mehr +als lediglich einen Aufruf Byzanz zu unterstützen. Auch die heiligen Stätten +sollten erobert werden. Dies kann wahrscheinlich aber als PR abgetan werden +und vermutlich dachte niemand daran, dass dies tatsächlich gelingen könnte. + +In Folge des Aufrufs zogen mehrere Kontingente los. Zunächst ein "Volkskreuzzug" +unter Peter von Amiens im Jahr 1096, der Progrome im Rheinland an Juden durchführte. +Das war der Beginn der Gewalttradition gegen Juden für den Rest des Mittelalters +und darüber hinaus. Später zogen adlige Kontingente aus Nordfrankreich/Flandern, +Südfrankreich/Provence und von den Normannen in Süditalien los. Der Treffpunkt +sollte Konstantinopel zwischen Herbst 1096 und Frühjahr 1097 sein. + +Byzanz war überrascht über die zehntausenden Kämpfer statt der geforderten +Söldner. Denn all diese Truppen wollten versorgt werden und mussten auf die +asiatische Seite übergesetzt werden. Der Kaiser setzte einen Loyalitätseid durch, +nach dem alle neu eroberten Gebiete unter die Oberhoheit des Kaisers fallen +sollten, sofern diese vorher schon einmal zu Byzanz gehörten. Der Kaiser +achtete ferner auf eine getrennte Überfahrt und Unterbringung, sodass ein Treffen +erst auf der asiatischen Seite erfolgte. + +Als erste Aktion wurde zusammen mit den Byzantinern Nizäa erobert, wobei die +Byzantiner eine friedliche Übergabe unter Wahrung von Besitz und Leben vereinbarten. +Die Kreuzfahrer wollten hingegen plündern. Es folgte ein mehrjähriger +Eroberungszug von 1097 bis 1099 mit der Eroberung von Antiochia im Jahr 1098 +und Jerusalem im Jahr 1099. Es wurden vier Kreuzfahrerherrschaften etabliert: + +\begin{itemize} + \item Königreich Jerusalem (Gottfried von Bouillon) + \item Fürstentum Antiochia (Bohemund von Tarent, Sohn von Robert Guiscard) + \item Grafschaft Edessa (Balduin von Boulogne) + \item Grafschaft Tripolis (Raimund von Toulouse) +\end{itemize} + +\section{Folgen des Ersten Kreuzzugs} + +Aus der Sicht von Byzanz war der Kreuzzug ein Schalg ins Wasser ohne den +erhofften Erfolg. Außerdem bekamen sie dadurch einen neuen problematischen, unruhigen +und militärisch potenten Nachbarn im Südosten. Die lateinischen Kreuzfahrer +erreichten hingegen ihr Ziel. Das Ziel war die politische Kontrolle der Pilgerwege +nach Jerusalem. Die Gegend war multireligiös und blieb es auch, da der Kreuzzug +kein Missionskrieg war. Letztlich wurde die Herrschaftsebene ausgetauscht, die +Gesellschaft blieb weitgehend bestehen. + +Die Kreuzfahrerstaaaten stellten einen neuen Machtfaktor in der Levante dar. +Sie standen in enger Kommunikation mit den europäischen Heimatregionen der +"Franchi". Aus der Perspektive der Seldschuken, Fatimiden und später der +Ayyubiden bedeuteten diese Staaten eine neue Herrschaftsbildung an der Peripherie +der Einflussbereiche dieser Großreiche, welche bei militärischem Druck nicht +dauerhaft widerstandsfähig sein würden. + +\end{document}