diff --git a/_posts/2017-09-21-bürgerversicherung-aber-wie.markdown b/_posts/2017-09-21-bürgerversicherung-aber-wie.markdown new file mode 100644 index 0000000..ad6ce2d --- /dev/null +++ b/_posts/2017-09-21-bürgerversicherung-aber-wie.markdown @@ -0,0 +1,60 @@ +--- +layout: post +title: "Bürger*innenversicherung - aber wie?" +date: 2017-09-21 18:00:00 +0200 +categories: politics +--- + +Eine Bürger*innenversicherung ist vom Prinzip her erst einmal toll. Es ist aber +wichtig, wie diese realisiert wird. Denn ein schlichter Zwang zum Eintritt in +die gesetzliche Krankenversicherung ohne weitere Änderungen in der medizinischen +Versorgung würde in der Tat schlechte Leistung für Alle bedeuten und kann +nicht das Ziel sein. + +Ein Blick in das Wahlprogramm der GRÜNEN deutet zwar in eine Richtung, klärt +aber die essentielle Frage zur effektiven medizinischen Versorgung nicht wirklich. +Die Qualität soll sich verbessern, es soll eine bessere Vernetzung und Versorgung +in der Fläche sichergestellt werden. Soweit ganz gut. Aber leider wird mit keinem +Wort erklärt, ob die neue Versicherung sich in der medizinischen Versorgung +an der bisherigen gesetzlichen Krankenversicherung oder an der privaten orientiert. + +Ein Abschnitt ist insbesondere interessant: + +"Mit der Bürger*innenversicherung wäre Gesundheit stabil, zukunftsfest und +fair finanziert und alle Kassen würden auf Grundlage eines weniger +manipulationsan fälligen Risikoausgleichs um die beste Versorgung konkurrieren." +(Quelle: Bundestagswahlprogramm Bündnis 90/Die GRÜNEN) + +Da stellt sich doch sofort die Frage, auf welche Weise um die Versorgung +konkurriert werden kann. Geht es um eine medizinische Versorgung oder andere +Arten von Versorgung? Wenn es um die medizinische Versorgung geht, stellt +sich ernsthaft die Frage, wie Kassen ohne extra Finanzierung eine bessere +Versorgung ermöglichen können. + +Das Wahlprogramm lässt auch offen, ob aktuell nur Privatpatient*innen zugängliche +Leistungen wie freie Arztwahl, kaum Wartezeiten, sinnvolle Vorsorgeleistungen wie +professionelle Zahnreinigung in Zukunft endlich allen Patient*innen zugänglich +sein werden oder ob der Zugang dazu quasi verboten wird. + +Rein logisch muss es weiterhin möglich sein, die bestmögliche medizinische +Versorgung zu bekommen. Ansonsten wären Menschen gesetzlich daran gehindert die +beste Versorgung zu bekommen und das wäre ein Skandal. Daher bleiben eigentlich +nur zwei Umsetzungsmöglichkeiten: + +- die bestmögliche medizinische Versorgung für **alle** +- Grundversorgung für **alle** und bestmögliche Versorgung als Zusatz für Leute, + die es sich leisten können + +Die zweite Option hätte zwar weiterhin zwei Klassen, aber mit dem Vorteil, dass +man sich "private" Qualität egoistisch erkaufen kann, aber solidarisch die Grundversorgung +finanziert und ohne Gesundheitscheck auf die Grundversorgung zurückgehen kann, +wenn es finanziell enger wird. Die erste Option lässt sich kaum finanzieren. + +Ergo: Eine Zweiklassenmedizin wird sich nicht effektiv abschaffen lassen, außer +man zwingt alle zu einer Qualität, die nicht die beste ist. + +Es sind also noch Fragen offen, die es zu klären gilt. Die Offenheit im Wahlprogramm +ermöglicht die Hoffnung, dass am Ende die richtige Option gewinnt. Ein Verbleiben +im Status Quo ist in jedem Fall nicht hinnehmbar. + +#DarumGrün